Brüder, Schwestern, Tanten und Bye-Bye’s…

… und viele weitere Kuriositäten, die uns hier innerhalb der letzten 2 Monate in Nepal begegneten – denn wir stellen immer mehr fest, dass es ein drastischer Unterschied ist, ob man ein Land für wenige Tage oder Wochen bereist, oder dort tatsächlich lebt. Viele Dinge bleiben bei einem kurzen Besuch im Verborgenen: Man erlebt sehr oft das was man möchte (Wandern, Berge, Safari), sieht die Dinge die man sehen möchte und reist zufrieden und erholt wieder nach Hause.

Lebt man aber in so einem Entwicklungsland für längere Zeit, ist man zwangsläufig der ganzen Bandbreite an Positivem wie Negativem ausgesetzt. Das beinhaltet im Falle Nepal viele schöne Dinge, wie zum Beispiel der Umgang der Menschen untereinander: Hier wird man selten beim Vornamen genannt. Trotzdem haben die Nepalesen für unser Empfinden auch mit fremden Nepalis einen sehr herzlichen Umgang untereinander, man spricht sich meist mit Didi (für größere Schwester, also Frauen die älter sind als man selbst, aber noch nicht im Oma-Alter), Dai (für kleinere Schwester), Bai (für kleiner Bruder),… und so weiter an. So werden Jochen und ich in unserer Gastfamilie auch mit Uncle (Onkel Jochen) und Aunti (Tante Linda) angesprochen. Eine tolle, herzliche Sache – da fühlt man sich schon fast als Familienmitglied.

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Witzig fanden wir anfangs auch, dass uns alle Kinder hier immer zuwinken und „bye-bye“ rufen. Bis wir herausgefunden haben, dass sie auch im Gespräch über uns, von den „Bye-Bye’s“ reden. Ob das in ganz Nepal so ist? Wir wissen es (noch) nicht, aber vermuten stark, dass das eine Folge der Tourismusindustrie ist, die nur wenige hundert Meter von unserem Dorf mit dem Chitwan Nationalpark eines der Nepal Highlights für ausländische Besucher darstellt. Und alle Kinder lernen die Touristen in der Regel nur so kennen: Sie laufen durch das Dorf, machen Bilder, winken und dann sagen sie…. Bye-Bye. Also ganz klar, wir sind die Bye-Bye’s.

P1040656Aber langsam merken die Leute im Dorf auch, dass wir keine Touristen sind (wir sind einfach schon zu lange da). Dennoch müssen wir leider oft erleben, dass wir anders behandelt werden – eben doch wie Touristen. Wir sehen nun mal so aus, und daher haben wir in ihren Augen viel (viel) Geld – es lohnt sich, uns bei vielen kleinen Dingen einfach ein wenig über den Tisch zu ziehen. Aber das schöne ist, es liegt ja in unserer Hand, bei wem wir einkaufen, einen Snack holen oder etwas Trinken gehen. Und wir unterstützen inzwischen einfach nur noch die „Guten“ (die gibt es natürlich auch) – dann fühlt es sich auch für unser besser an.

Auch die hinduistischen Traditionen mitsamt ihrer schier unendlichen Anzahl an Feiertagen sind hier ein weiterer Punkt, der Nepal zu dem Land macht, dass von unserer westlichen (deutschen) Kultur soweit entfernt liegt, wie kein anderes Land, das wir bisher bereist haben. Im Basilikum lebt ein Gott (deshalb darf man ihn nicht essen), ein Besen besteht aus den Haaren eines anderen Gottes, Frauen fasten, singen und tanzen hier 3 Tage lang um ihrem Mann ein langes Leben zu erbitten,… Alles hochinteressant für uns und immer wieder faszinierend. Traditionen und Glaube werden hier zum Teil so ausgelassen gefeiert, da kann kein einziger deutscher Feiertag mithalten. Wirklich.

Eines der vergangenen Wochenenden nutzten wir dann auch zu einem spirituellen Ausflug. Denn obwohl Nepal als hinduistisches Land gilt, liegt in Nepal auch die Geburtsstätte von Buddha. Die Inder zweifeln das zwar an bzw. behaupten, die wahre Geburtsstätte Buddhas sei in Indien. Aber wie nahe Buddha’s Geburtsort wirklich an Indien liegt ,haben wir bei der Anfahrt gleich selbst fest gestellt: Einmal falsch abgebogen, 5 Kilometer gefahren,….hmmm da ist ein Tor,….hmmm viele Menschen….oh Jochen halt mal an, das ist Indien!!! Nach unserem kleinen Indien-Abstecher haben wir ihn dann aber gefunden, den Garten in dem Buddha geboren wurde. Wunderschön. Spirituell. Eine unbeschreibliche Stimmung.

P1040661Drum herum entsteht ein Park, in dem alle Buddhistischen Länder dieser Erde eine Art buddhistische Expo präsentieren. Thailandische Tempel, Stupa’s aus Myanmar, Indische Tempel,… nachempfunden wie sie im jeweiligen Land zu finden sind, nur kleiner. Fast wie ein buddhistisches Disneyland wird das in einigen Jahren wohl aussehen. Dennoch auf jedenfall ist Lumbini eine Reise wert!

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Auch in unserem Projekt sehen wir weitere kleine Fortschritte. 16 Schüler die vor 3 Wochen kaum eine Maus halten konten, können nun selbstständig in Word Programmen Briefe schreiben, haben ein bisschen gelernt, das Internet zu Recherchezwecken einzusetzen, probieren immer mehr aus und trauen sich mehr zu. Dass die Fortschritte unserer Schüler uns so glücklich machen, hätten wir uns zu Beginn nicht vorstellen können. Es ist toll zu sehen, was in so kurzer Zeit beigebracht werden konnte. Und das obwohl wir erst die Hälfte des Basis-Kurs durch haben. Toll, wir sind richtig stolz auf die 2 Klassen!
Insgesamt wird es hier aber zunehmend schwieriger zu unterrichten, da es einen neuen Stromausfallplan gibt, der uns momentan mit täglich bis zu 8 Stunden ohne Strom stark einschränkt. Wir verteilen inzwischen die beiden Schulstunden je nach Stromverfügbarkeit zwischen morgens um 7 und abends um 5. Die lange ersehnten Batterien, die dieses Problem überbrücken sollten, liegen noch zur finalen Entscheidung bei unserem Projektleiter. Sobald das umgesetzt ist wird es fuer Schueler und Lehrer wieder angenehmer. Denn es gibt nicht schlimmeres, als nach der halben Schulstunde in 8 traurige Augenpaare zu blicken, weil der Strom mal wieder ausserplanmaessig ausgefallen ist – nichts gespeichert, ganz zu schweigen davon, dass auch nur einer der 8 Computer ordentlich heruntergefahren werden konnte…

 

… und viele weitere Kuriositäten, die uns hier innerhalb der letzten 2 Monate in Nepal begegneten – denn wir stellen immer mehr fest, dass es ein drastischer Unterschied ist, ob man ein Land für wenige Tage oder Wochen bereist, oder dort tatsächlich lebt. Viele Dinge bleiben bei einem kurzen Besuch im Verborgenen: Man erlebt sehr…

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