Mit wässrigen Augen verlassen wir Tad Lo. Wir sitzen auf einem Traktor-Anhänger, 2 gepackte Rucksäcke liegen neben uns, 4 unserer Schüler sitzen mit dabei, 4 weitere bilden eine kleine Karawane mit ihren Mopeds. Sie begleiten uns zur Bushaltestelle, wo wir im Neujahrschaos versuchen einen Bus nach Pakse zu bekommen. Der Traktor bahnt sich langsam seinen Weg vor an die Hauptstrasse vorbei an den Festständen – ab und an winken wir einigen uns inzwischen so vertrauten Personen noch ein letztes Mal zu. Abschied nehmen auf laotisch ist auf jedenfall eine sehr emotionale Angelegenheit. Am Tag unseres Abschieds fließen viele Tränen, und wo man sich sonst eher distanziert begrüßt (lächelnd aber ohne Berührung) und verabschiedet, gibt es heute lange Umarmungen und viele, viele gute Wünsche.
Aber Laos wäre nicht Laos wenn es zuvor nicht noch eine herzliche Abschiedsfeier gegeben hätte: Bereits vor dem laotischen Neujahrsfest nutzen wir die Gelegenheit gleich mehrere Dinge gemeinsam mit unseren Schülern zu feiern:
1. Den Abschluss des IT-Kurses: 20 Anfänger und 32 Fortgeschrittene haben unseren Kurs erfolgreich abgeschlossen, wobei die Fortgeschrittenen eine Prüfung zu bestehen hatten, um ein offiziell anerkanntes Zertifikat zu erhalten. Damit war der Anreiz gut abzuschneiden natürlich groß und wir sind froh, dass die Schüler damit eine deutlich verbesserte Chance auf dem Arbeitsmarkt bzw. auf ein Studium haben.
2. Das 10jährige Bestehen der Schule, Tadlo Computer Education Center: Ein weiterer schöner Zufall, dass dieses Jubiläum gerade in unseren Aufenthalt fiel. Das Projekt basiert vor allem auf dem Einsatz unserer Gastfamilie sowie der Organisation in Deutschland (Digitale Brücke e.V.), alle arbeiten hierfür ehrenamtlich – auf ein 10jähriges Bestehen zurück blicken zu können spricht für sehr viel Einsatz von allen Seiten, und bestätigt, dass es dem Bedürfnis nach IT-Weiterbildung im ländlichen Laos gerecht wird. Grund genug dieses Ereignis gebührend zu feiern.
3. Unser Abschied von Tadlo: Seit 15. Januar haben wir hier gelebt und gearbeitet. Wir haben unser Wissen geteilt und damit Jugendliche unterrichtet – im Gegenzug haben wir tiefe Einblicke in die laotische Kultur erhalten und Freundschaften geschlossen. Wir verabschieden uns auf jeden Fall mit einem ernst gemeinten “Auf Wiedersehen”, denn dieser Platz ist auch zu einer Heimat für uns geworden.
So viele Gründe zu Feiern – wie macht man das am Besten? Wenn Neujahr schon 3 Tage dauert, dann ist klar, dass diese Abschiedsfeier nicht in 2 Stunden vorbei sein kann.
Bereits Tage zuvor wird mit den Vorbereitungen begonnen. Da unsere Schüler auch ihre Eltern mitbringen dürfen und auch einige Lehrer, Nachbarn und Freunde der Familie dabei sein werden, stellen wir schnell fest, dass das nicht im kleinen Rahmen ablaufen wird. 70 bis 100 Gäste werden erwartet. Essen und Getränke müssen vorbereitet werden, viele Blumen werden für die Zeremonie benötigt, und und und… Wir helfen mit und auch unsere Schüler packen kräftig mit an, damit die Feier an unserem letzten Samstag steigen kann.
Los geht es gleich morgens um 8. Vier Mönche begleiten eine spirituellen Zeremonie, die ca. eine Stunde dauert. Größte Herausforderung für uns dabei war allerdings, 60 Minuten so zu sitzen, wie es sich gehört. Schneidersitz ist nicht erlaubt und da Linda auch einen traditionellen Sin (Rock) trägt, sowieso nicht möglich. Man sitzt auf dem Boden, die Beine so nah wie möglich an den Körper angewinkelt. Die Spenden an die Mönche werden ebenfalls auf Knien “gehend” nach vorne gebracht und zwischendurch verneigt man sich auch noch so tief bis die Stirn beinahe den Boden berührt. Das war für uns beide fast schon Akrobatik. Die laotischen Omas hingegen schienen damit keine Probleme zu haben… Wir ernten die ein oder anderen aufmunternden Blicke und auch sonst zeigen uns die Profis wie das alles so funktioniert.
Nachdem die Mönche Reis geworfen und alle mit Wasser gesegnet hatten ging es weiter in unser Klassenzimmer. Auch dort wurde mit Reis und Wasser die Zeremonie weitergeführt. “Good Luck” ist wichtig für ein erfolgreiches Unternehmen und auch vor unseren eigentlich sehr wasserscheuen PCs wurde dabei nicht halt gemacht. Mit soviel Segen kann nun eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und die “Wasserprobe” haben die Rechner zum Glück gut überstanden.
Danach war es an der Zeit mit einer Baci Zeremonie unseren Abschied einzuläuten. Dabei bindet man sich gegenseitig dünne Armbänder um das Handgelenk, während man gute Wünsche murmelt und sich bei seinem Gegenüber bedankt. Diese Art Zeremonie wird in Laos zu Neujahr, Ankunft, Verabschiedung, Hochzeit und sonstigen Festlichkeiten durchgeführt. Wir hatten kaum Gelegenheit auch unsere guten Wünsche weiterzugeben, hatten aber innerhalb von wenigen Minuten beide Unterarme voller bunter Bändchen. Sich auf diese Weise bei uns zu bedanken hat uns sehr berührt und auch Tage später erinnern uns die Armbänder an Schüler, Freunde und Bewohner von Tadlo.
Und als wäre es noch nicht genug der Danksagungen, gab es zum Abschluss noch einmal eine Dankeszeremonie. Dieses Mal werden wir gemeinsam mit allen anwesenden Lehrern der öffentlichen Schule in 2 Reihen gesetzt, während alle Schüler uns einzeln Wasser in die Hand gießen. Viele hatten ihre Wassereimerchen auch mit Eiswürfeln bestückt und sehr bald schwappte die Dankeszeremonie dann in eine kleine Wasserschlacht über, die wir gerne über uns ergehen ließen 🙂 Und das war dann auch der Startschuss zum inoffiziellen Teil der Feier: Mittagessen, Tanzen zu laotischer Musik, ein bisschen Lao Lao… bis es dunkel wurde, das natürliche Ende jeder laotischen Feier. Na la fandee = gute Nacht Laos!
Ohhh wie schön! Hab auch schon fast ein paar Tränchen in den Augen! Toll, dass man euch so einen schönen Abschied beschert hat! BIS BALD!
Ein toller Abschied mit Party, Spass und Tränen – unglaublich herzliche Menschen in Tad Lo. Wir werden daran noch laaaaange zurückdenken. Aber jetzt freuen wir uns auch wieder wirklich auf Zuhause! Nur noch knappe 6 Wochen. BIS GANZ BALD ihr zwei!
Hört sich ja super an. Wann kommt Ihr denn wieder nach DE zurück?
Hi Thomas, das freut mich 🙂 Mitte Juni geht der Flug und ab Juli werde ich dann wieder in die Albertistraße tingeln 😉
Juhuuuuuuuu 🙂 Der Schreibtisch steht sogar noch an der selben Stelle 🙂
🙂