Provinz Yunnan & die Stadt des ewigen Frühlings

Unserem Reiseziel Nepal nun um 3.200 Kilometer näher, suchten wir in der chinesischen Provinz Yunnan vor allen Dingen eines: Weniger Großstadt-Smog, dafür mehr Dorf-Atmosphäre. Ob es uns gelingen wird? Wir haben in Ulan Bator 3 deutsche Studenten kennengelernt, die ein Jahr in Peking lebten und stark bezweifeln, ob es in China überhaupt (noch) kleine Städte/Dörfer gibt. Scheinbar ist hier alles riesig.

Auch unsere erste Station in Yunnan, Kunming, hat 7 Millionen Einwohner – quasi doppelt so groß wie Berlin und dennoch nicht unbedingt jedem bekannt. Trotz der Größe der Stadt fühlen wir uns hier sofort wohl: Die Stadt des ewigen Frühlings liegt auf 1.890m Höhe und genießt das ganz Jahr angenehme Temperaturen, daher der Name. Im Vergleich zu Peking sind die Menschen hier nochmal um einiges herzlicher und wir verbringen 2 aufregende Tage mit Eric, der seine Wohnung derzeit komplett als Homestay an Reisende vermietet.

Aufregende Tage, warum? Nun, wir machen gleich am ersten Tag Bekanntschaft mit dem „schwarzen“ Geschäft: Angereist ab dem Busbahnhof mit einem „schwarzen“ Taxi kommen wir bei Eric an. Seine unglaubliche Hilfsbereitschaft, uns beim Ausleihen eines Motorrads für die nächsten 10 Tage zu helfen, endet nach ca. 15 Anrufen dann damit, dass wir besser für die 10 Tage ein Motorrad kaufen sollten. Es ist in China scheinbar nicht ohne weiteres möglich als Ausländer ein Motorrad zu leihen, da der Besitzer des Motorrads dadurch seine Fahrerlaubnis verlieren kann. OK, also kaufen wir eben eines! Erik kündigt schon an, dass das eher ein „underground business“ ist und wir die Maschine nach 10 Tagen einfach weiterverkaufen können. Bei unserem ersten Schwarzmarktgeschäft müssen wir uns leider eingestehen, dass wir totale Anfänger im Underground Business sind. Nach X Telefonaten, 30km Fahrt zum „Übergabetreffpunkt“, vorab überwiesenen 100 Yuan (ca. 12 Euro als Sicherheit für die Verkäufer), stehen wir am Ende mit leeren Händen da. Das müssen wir wohl nochmal üben 🙂

Eric ist mindestens so enttäuscht wie wir, dass das nicht geklappt hat – als Alternativprogramm schlägt er vor, dass wir ihn morgen bei einer „kleinen“ Radtour Richtung „Western Hills“ begleiten können und geht auch noch mit uns Abendessen. Die Spezialitäten der Yunnan-Provinz schmecken richtig gut, auch wenn einige Seltsamkeiten dabei sind (z.B. Schweineblut, diverse Innereien,…). Trotzdem ein richtig toller erster Abend in Kunming. Für den kommenden Tag nehmen wir Eric’s Angebot an, ihn auf seiner Radtour zu begleiten. Währenddessen lässt er langsam durchblicken, dass er schon von Kunming bis nach Singapur durch 8 Länder mit dem Rad gereist ist, sowie durch Portugal und sogar durch Deutschland,… wir ahnen Böses, sind wir doch gerade nicht wirklich in einem sportlichen Topzustand, und schon gar nicht die Profi-Mountainbiker… Begleitet werden wir von einem Franzosen (Fred), der – wie kann es anders sein – immer die kompletten Sommerferien (2 Monate) auf dem Rad verbringt und Nordindien, Kirgisistan, Marocco und viiiiele weitere Länder per Rad bereist hat – also noch so ein Radfahrprofi. Zudem noch mit dabei: Ein chinesischer Freund von Eric, 62 Jahre alt – juhu endlich mal jemand, der in unserer Konditions-Liga spielt. Aber nein,… weit gefehlt, er ist damals mit Eric zusammen nach Singapur gefahren.

Ohjehmineh, wir sind also die Anfänger. Das Ende vom Lied: Wir waren insgesamt mehr als 60 Kilometer unterwegs,haben den Westerhill bis zu seinem höchsten Punkt auf 2.500m erradelt bzw. die letzten Meter erwandert – Inklusive ein paar Kilometern, so sagte Eric, „5 Star Mountainbiking trail“. Mit viel Schweiß und Popo-Schmerzen haben es geschafft, hätten wir uns selbst gar nicht zugetraut… Und die größte Überraschung kam am Ende des Tages.

Der 62jährige Chinese lies es sich nicht nehmen uns alle (und weitere Fahrradfreunde) zum Abendessen einzuladen. Ein unglaubliches Erlebnis – Unmengen an lokalen Köstlichkeiten, ein einem privaten „Esszimmer“ eines edlen Restaurants. Wir konnten unser Glück kaum fassen – auch wenn wir verschwitzt und stinkend und müde von der Tour waren. Scheinbar waren wir immer noch interessant für die chinesischen Gäste 🙂 Eric übersetze gerne und so konnten wir einen echt interessanten Abend verbringen. Die Kellnerinnen rissen sich förmlich darum uns zu bedienen, sogar auf dem Weg zur Toilette wurden wir begleitet. Gegen Ende überwanden sie ihre Schüchternheit und baten uns noch um ein Erinnerungsphoto, sehr nett! Es war uns fast unangenehm, dass wir so teuer eingeladen wurden – kannten wir uns doch erst ein paar Stunden. Doch im privaten Umfeld (wie unter Eric’s Freunden), ist es scheinbar normal, so herzlich aufgenommen zu werden.

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Unser Plan, endlich mal raus aus den chinesischen Großstädten und weg in Richtung Landleben griffen wir am nächsten Tag endlich an: Per Schlafbus (immer noch ein wenig der Motorradtour hinterhertrauernd) ging es zu den Reisterassen von Yuanyang. Im Bus lernten wir 2 nette Münchener kennen: Kati und Tom, die sich uns prompt anschlossen da sie bisher noch keine Unterkunft gebucht hatten. 6-7 Stunden sind im Schlafbus ganz angenehm zu verbringen, dennoch kamen wir erst in der Dunkelheit in Jacky’s Guesthouse an. Was uns wohl bei Sonnenaufgang erwarten würde? [photonav url=’https://lin.jojen.de/wp-content/uploads/2013/07/PANO_20130719_113253.jpg‘ mode=’move‘ popup=’none‘ animate=“ container_width=“ container_height=“] Wir haben es geschafft, wir sind tatsächlich in einem Dorf gelandet, mitten in den Reisterassen. 3000m hoch gelegen. Wunderschön. Und wir machten einfach mal gar nichts – nur frische Luft genießen, dem Wasser zuhören, das in kleinen Kanälen zur Bewässerung der Reisterassen geführt wird. Ein kleiner Dorfrundgang. Bewundern der Hani-Frauen (eine Minderheit in der Yunnanprovinz), wie sie langsam und elegant ihre Arbeit verrichten. Ein Versuch durch die Reisfelder zu wandern. Das war alles. Dafür genossen wir Jacky’s Kochkünste, der uns 2mal täglich lecker bekochte, sowie einige Dosen Bier – oft gemeinsam mit Kati und Tom (die beiden haben 3 Monate Sabbatical und sind ab der Türkei auf der Seidenstraße unterwegs gewesen, klingt auch sehr spannend). Die beiden Nächte bei Jacky gehören bisher zu den entspanntesten Nächten unserer Reise. Wir glauben die Provinz Yunnan für unsere letzten Anreisetage gewählt zu haben war nicht nur geografisch eine gute Wahl (es liegen nicht mehr sooo viele Kilometer zwischen uns und Nepal inzwischen). Wir wollen mehr davon sehen, und so machen wir uns nach 2 Tagen auf Richtung Dali (fast angrenzend an Tibet), um auch noch einen anderen „Zipfel“ der Region kennenzulernen.

Unserem Reiseziel Nepal nun um 3.200 Kilometer näher, suchten wir in der chinesischen Provinz Yunnan vor allen Dingen eines: Weniger Großstadt-Smog, dafür mehr Dorf-Atmosphäre. Ob es uns gelingen wird? Wir haben in Ulan Bator 3 deutsche Studenten kennengelernt, die ein Jahr in Peking lebten und stark bezweifeln, ob es in China überhaupt (noch) kleine Städte/Dörfer…

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